Offenbach trägt als lebendige kleine Weltstadt mit 140.000 Menschen aus über 160 Nationen viele Züge, die auch jüdische Menschen mitgeprägt haben, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Die jüdische Community ist Teil der vitalen Gegenwärtigkeit und facettenreichen Identität der Stadt. International aktive Kreativakteure von heute, Stiftungen früherer Jahrhunderte, Kunstmäzene, international angesehene Architekten, Entwickler erfolgreicher Patente. Auch in Offenbach haben es selbst die zwölf verbrecherischen Jahre der NS-Zeit nicht geschafft, die Kontinuität der Rolle jüdischer Bürger:innen in der Stadt zu unterbrechen. Zu nennen sind hier beispielsweise die erste weibliche Rabbinerin Regina Jonas, der Kunstsammler Siegfried Guggenheim oder die beiden Rabbiner Max Dienemann und Salomon Formstecher.
Foto: Jessica Schäfer
Das Kulturmanagement der Stadt Offenbach möchte die wichtige Bedeutung der jüdischen Geschichte für Offenbach langfristig erfahrbar machen und hat die responsive Webseite www.chai-of.de ins Leben gerufen, die bekannte und unbekannte Orte jüdischen Lebens und Biografien aus Vergangenheit und Gegenwart Offenbachs in Form eines digitalen Stadtplans vorstellt. Neben Texten, Fotos und Bildern wird dieser auch einen Audiowalk mit Tonaufnahmen des Ensembles von Meschugge und weiterführende Informationen zu den vorgestellten Orten beinhalten. Zeitgleich zum Launch der Webseite wird am 22./23. Juli 2021 das Kunst-, Musik und Performancefestival „Chai OF – Jüdisches Kulturfestival Offenbach“ in der Innenstadt gefeiert, bei dem Künstler:innen eingeladen werden, die Orte des Stadtplans sowie das Festivalzentrum im Büsingpark mit Performances, Musik und künstlerischen Interventionen zu bespielen. In allen Festivalbestandteilen wird modernes jüdisch-urbanes Kulturleben vorgestellt, welches Teil einer lebendigen Stadtgesellschaft ist. Ein Anliegen, welches gerade in Zeiten mangelnder Toleranz, zunehmendem Hass und grassierendem Rechtspopulismus umso wichtiger ist.
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„Chai OF“ ist Bestandteil des Programms der Stadt Offenbach zu dem deutschlandweit begangenen Festjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Das Wort „Chai“ kommt aus dem Hebräischen, bedeutet so viel wie „Leben“ und wurde für das Festival ganz bewusst gewählt. Das Ziel ist, ein friedliches Miteinander, Toleranz und eine offene Gesellschaft zu zeigen und zu festigen.
Aber was zeichnet die jüdische Kultur aus? Welche Musik, welche Speisen und Bräuche gibt es? Was gibt es über die ganz eigene jüdische Geschichte Offenbachs zu erzählen und was bedeutet überhaupt Jüdisch sein? All dies sind Themen, die wir im Rahmen des Festivals und im digitalen Stadtplan aufgreifen und weiter aufgreifen werden, denn der Stadtplan soll nach und nach um weitere Orte, Persönlichkeiten und kulturgeschichtliche Aspekte erweitert werden. Flankierend hierzu soll es immer wieder Projekte geben, die die jüdische Kulturgeschichte Offenbachs lebendig vermitteln.
Die jüdische Gemeinde ist Dreh- und Angelpunkt des heutigen jüdischen Lebens in der Stadt und somit natürlich schon immer ein wichtiger Partner für das städtische Kulturmanagement, zuletzt auch bei dem Projekt „Orte des Glaubens – Grundschulen im interreligiösen Dialog“. Daher sind natürlich alle Projektbestandteile rund um den digitalen Stadtplan nicht ohne eine Kooperation mit der Gemeinde denkbar.
Die deutschlandweite Plattform Jewish Places stellt auf www.jewish-places.de ausführliche Informationen zu Orten jüdischen Lebens in Deutschland auf einer interaktiven Karte dar. Besucher:innen können aktuelle und historische jüdische Orte entdecken. Die auf der Website gebündelten Informationen umfassen Angaben zu den Gemeindeeinrichtungen (bspw. Synagogen, Bethäuser, Friedhöfe oder Mikwaot). Zudem finden säkulare Einrichtungen wie Sportvereine, jüdische Salons oder Cafés Eingang in die Karte. Virtuell geführte Spaziergänge bieten einen Überblick über die jüdischen Orte in verschiedenen Städten. Ebenso kann man den Spuren historischer Persönlichkeiten folgen und nachvollziehen, um welche Orte ihre Biografien kreisten.
Die Stadt Offenbach startet als erste deutsche Stadt die Kooperation mit Jewish Places und wird unter www.chai-of.de wie auch unter www.jewish-places.de Offenbacher Orte und Biografien mit zahlreichen Hintergrundinformationen zur Verfügung stellen: „Unsere Kooperation mit der Stadt Offenbach erlebt einen wunderbaren ersten Höhepunkt mit dem „Chai OF“ Festival. Doch das Fantastische für uns von Jewish Places ist: Unsere Kooperation mit der Stadt Offenbach geht auch danach noch weiter und wir sind gespannt, was noch kommt. Denn die jüdische Geschichte Deutschlands lässt sich noch einmal viel facettenreicher erzählen, wenn man den Blick auf jüdische Stadt-Geschichte(n) lenkt. Offenbach ist ein wunderbares Beispiel dafür!“, so Jewish Places Projektkoordinatorin Debora Antmann.
Meschugge“ ist ein Projekt des DRK Kreisverbandes Offenbach, in dem junge Offenbacher:innen sich mit einem Allianz-Theater gegen Antisemitismus und Rassismus engagieren.
Dem Anlass der Veranstaltungsreihe „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ zufolge erarbeiteten die ehrenamtlichen Ensemblemitglieder im Alter zwischen 20 und 24 Jahren einen Audiowalk zu aktuellen und historischen Stationen jüdischen Lebens in Offenbach. Der Audiowalk beinhaltet die Stationen „Große Marktstraße“, „Capitol-Theater“, „Jüdischer Friedhof“, „Büsing-Park“ sowie „Hebräischer Buchdruck“. Der Fokus liegt insbesondere auf der Perspektive der Jugendlichen, die alle in Offenbach aufgewachsen sind und – ähnlich wie vermutlich die meisten Offenbacher:innen – täglich an diesen Orten vorbeigehen, ohne zu wissen, welche Geschichte dahinter steckt. Zu den Stationen werden sie nicht nur Wissensinput geben, sondern auch über ihre individuelle Perspektive als junge Offenbacher:innen berichten. Mit dem Audiowalk möchten wir jüdisches Leben in Offenbach zelebrieren und sichtbar machen, dass das Judentum unsere Stadt bereits seit 300 Jahren prägt und bereichert.
Für den Audiowalk benötigt man lediglich das eigene Smartphone und Kopfhörer, schon kann es losgehen. Auf der Seite www.chai-of.de werden zum Festivalstart alle Audiospuren zu finden
Das sind unsere Pläne für die Zukunft…
Der Stadtplan soll nach und nach räumlich erweitert werden, um jüdische Orte und Biografien in ganz Offenbach abbilden zu können.
In Zukunft möchten wir im Stadtplan auch die Offenbacher Stolpersteine verorten.
In Zukunft möchten wir auf dieser Seite noch mehr jüdische Biografien vorstellen.